Ergebnisse einer quantitativen Studie
Coaching ist im öffentlichen Dienst und der Verwaltung längst kein Fremdwort mehr. Immer mehr Verantwortliche erkennen den Nutzen und Mehrwert für die eigenen Mitarbeiter:innen. Doch wie steht es wirklich um den Ruf von Coaching in der öffentlichen Verwaltung? Welchen Beitrag leistet Image zum Praxistransfer? Und welche Rolle kommt der Personalentwicklung und Vorgesetzten zu?
Antworten darauf gibt eine quantitative Studie von mir, Sebastian Stiewe, die das Image von Coaching im kommunalen Kontext untersucht. Dazu habe ich im Rahmen meiner Masterarbeit die Führungskräfte der obersten Verwaltungsebene der 427 Kommunen in Nordrhein-Westfalen im Juli und August 2020 per Online-Befragung befragt. An dieser Stelle werden in aller Kürze ausgewählte Ergebnisse der Studie präsentiert.
1. Mangelnde Forschung zu Coaching in öffentlicher Verwaltung
Obwohl die Relevanz von Coaching in der öffentlichen Verwaltung unumstritten scheint und z.B. im Jahr 2016 das Thema Personalentwicklung, Coaching ist ein wichtiges Instrument der Personalentwicklung, in Nordrhein-Westfalen gesetzlich verankert wurde, zeigt sich kein eindeutiges Bild über die Verbreitung, den Einsatz und die Akzeptanz von Coaching in hiesigen Verwaltungen. Das Image von Coaching im Allgemeinen und das von Coaching in der Verwaltung im Speziellen sind bisher kaum erforschte Gebiete. Im Zuge meiner Untersuchung konnte ich feststellen, dass es insgesamt an Forschung zu Coaching in der öffentlichen Verwaltung mangelt. Die Imagestudie betritt somit wissenschaftliches Neuland.
2. Fragestellungen und Themen
Die Studie versucht Antworten auf folgende Fragen zu geben:
Wie wird Coaching unter den Führungskräften in den Kommunen in NRW wahrgenommen und bewertet?
Gibt es Unterschiede im Image zwischen Personen mit und ohne Coachingerfahrung
Wirkt sich eine strategische Personalentwicklung auf das Coachingimage aus?
Gibt es Zusammenhänge zwischen einer positiven Transferkultur und dem Image?
Wirkt sich ein positives Image auf den Coachingtransfer aus?
Zur Beantwortung dieser Fragen werden die vier Themenfelder: Image von Coaching, Personalentwicklung, Transferklima und Coachingtransfer bei den befragten Personen untersucht.
3. Ausgewählte Ergebnisse
Positives Image und Nutzen von Coaching
Die Ergebnisse der Studie zeigen u.a.: Coaching hat in der Verwaltung einen durchweg positiven Ruf und die Befragten erkennen den Nutzen von Coaching. Demnach dient Coaching z.B. der persönlichen Weiterentwicklung am Arbeitsplatz, hilft bei der Bearbeitung von Konflikten und fördere die Selbstreflexion. Die subjektiven Erfahrungen, die zuvor mit Coaching gemacht wurden, wirken sich positiv auf die gefühlsmäßige Bewertung von Coaching aus.
Erfreulich ist, dass ein Großteil der befragten Kommunen (71.1 %) angab, dass ein entsprechendes Coaching-Angebot existiert und für alle Ebenen, Mitarbeiter:innen wie Führungskräfte, angeboten wird.
Rolle strategischer Personalentwicklung
Der strategischen Personalentwicklung kommt beim Image von Coaching eine wichtige Rolle zu. Die Ergebnisse zeigen, dass sie den erwarteten Nutzen von Coaching fördert und einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz des Beratungsformats in der Verwaltung leistet. Der Stellenwert von Personalentwicklung in der Verwaltung, ihre strategische Ausrichtung und Informationspolitik prägen Teile des Images von Coaching.
Transferklima /-kultur und Praxistransfer
Die Transfer- und Trainingsforschung hat in zahlreichen Untersuchungen förderliche und -hindernde Faktoren für den Praxistransfer untersucht. Neben der Arbeitsumgebung (Salas 2011) spielt z.B. auch die Unterstützung durch Vorgesetzte (Stewart et al 2008) eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse dieser Image-Studie zeigen, dass sich ein positives Umfeld (Transferklima) in der Verwaltung begünstigend auf das Image von Coaching auswirkt. Wiederum fördern positive Erfahrungen mit Coaching und ein positives Image den Transfer des im Coaching Erlernten in die berufliche Praxis
4. Fazit & Praktische Implikationen
Die Studie konnte ein insgesamt positives Image von Coaching nachweisen und zeigt, dass Coaching in der Kommunalverwaltung etabliert ist. Mit Coaching werden positive Nutzenassoziationen wie z.B. „fördert die persönliche Entwicklung“ oder „dient zur Vorbereitung der Übernahme neuer Funktionen“ in Verbindung gebracht. Der Gestaltung des kulturellen Klimas innerhalb der Verwaltung kommt eine wichtige Bedeutung zu. Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine lernförderliche Atmosphäre stärkend auf das Image auswirkt. Eine wichtige Rolle kommt dabei den Vorgesetzten zu. Und ein positives Image wirkt sich wiederum auf den Praxistransfer der Coachingteilnehmer aus.
Für die Praxis von Coaching und Personalentwicklung in der öffentlichen Verwaltung tun sich folgende drei Handlungsfelder auf:
01 Personalentwicklung, 02 Praxistransfer & Transferklima und 03 Mitarbeiter & Führungskräfte.
Kontakt & Austausch
Sie kommen aus der öffentlichen Verwaltung und haben Interesse an einen Austausch über die Ergebnisse? Sie beschäftigen sich schon länger mit der Frage von Coaching und Personalentwicklung im Umfeld der Verwaltung?
Dann kontaktieren Sie mich gerne.
Quellen und Hinweis:
Weitere Hintergründe und Ergebnisse der Studie finden Sie in der Fachzeitschrift OSC – Organisationsberatung, Supervision, Coaching im Springer Verlag veröffentlicht. Link zum kostenlosen Zugriff https://link.springer.com/article/10.1007/s11613-022-00757-4#Bib1
Der Fragebogen baut auf der Kasseler Studie zum Image von Supervision und Coaching in diversen Organisationen unter Leitung von Prof. Dr. Silja Kotte (Techn. Hochschule Aschaffenburg) auf.
Grossmann, R., & Salas, E. (2011). The transfer of training: what really matters. International Journal of Training and Development, 15(2), 103–120.
Stewart, L., J., Palmer, S., Wilkin, H., & Kerrin, M. (2008). Towards a model of coaching transfer: Operationalising coaching success and the facilitators and barriers to transfer. International Coaching Psychology Review, 3(2), 87–109.
Comentarios